loader image
Am Samstag, den 17. Juli 2021, wurde nach zweimaligen Ausfall der Dan-Prüfungen im Judo-Verband Sachsen im letzten Jahr endlich wieder die Erringung und Verbesserung der meisterlichen Judo-Würden den Aspiranten ermöglicht. Aufgrund des “Bearbeitungsstaus” fand eine örtliche Zweiteilung statt: die 17 Prüflinge für den ersten Dan trafen sich beim PSV Freital, diejenigen für die Dan-Grade dritten, vierten und fünften bei Judo Holzhausen.
Sportler des PSV Leipzig nahmen an beiden Terminen teil – Torsten Junge für den fünften und Jurek Gragert für den ersten Dan. Beiden konnten die Erwartungen der Prüfungskommission und mit Sicherheit ihre eigenen erfüllen. Herzliche Glückwünsche von an beide Prüflinge!
Hier noch ein paar Eindrücke von Torsten Junge:
Endlich geschafft oder doch nur ein Meilenstein…
Am 17.07.2021 erhielt ich nach bestandener Prüfung aus den Händen der Prüfungskommission Klaus Büchler, Bernd Pissoke und Frank Geisler meine Urkunde zum 5. Dan.
An dieser Stelle möchte ich meinem Uke Sebastian Pilz ganz herzlichen Dank sagen. Ohne Uke geht bekanntlich nichts und mit einem guten Uke so manches besser. Ich hoffe, ihm in zwei Jahren ein ebenso hilfreicher Uke zu sein, wie er es mir war.
Ich verrate sicher keine Geheimnisse aus den Prüfungsfragen… Doch eine der ersten Fragen war jene, warum ich den 5. Dan ablegen möchte. Die Antwort fiel mir nicht schwer. Als ich mit 18 Jahren meinen 1. Dan nach den Regeln des JVS der DDR ablegte, fühlte ich mich schon gekrönt. Mein Vorbild war Torsten Reißmann mit seinem eingesprungenen Armhebel, als er noch erlaubt war…Noch konnte ich nicht ahnen, dass es erst der Anfang einer weiteren Entwicklung und schon gar nicht irgendwann einmal der 5. Dan sein würde. Ich habe durch und mit dem Judo mehr als nur den Sport für mich erlebt. Kampf, Wettstreit und auch Selbstverteidigung sind wesentliche Bestandteile. Doch vor allem, die weniger sichtbaren Seiten des Sports, insbesondere der asiatischen Kampfsportarten, haben eine Lebensphilosophie in mir entwickelt, ohne die ich so manche private und berufliche Herausforderung deutlich weniger gut gemeistert hätte. Ist es das, was Kano im Sinn hatte? Ich glaube schon.
Mit dem Antrag zur Prüfung sind mir auch meine „Reifezeiten“ bewusst geworden. Nur einmal blieb ich mit vier Jahren vom 2. zum 3. Dan unter den eher zufälligen 10 Jahresrythmen, durch die Restriktionen der Corona-Krise wurden es zuletzt fast 12 Jahre. Ein wenig stolz bin ich darauf von „Legenden“ des deutschen Judo oder solchen, die es einmal werden, geprüft, trainiert und manchmal auch gestriezt worden zu sein. Dazu zählen u.a. Trainer und Dozenten der ehemaligen DHfK wie Dr. Hans- Jürgen Ulbricht, Manfred Michelmann, Kurt Walta, Hans Müller-Deck, Dietmar Schenke, Armin Lindner, Dr. Frank Schiller… Wer kennt sie nicht als Trainer, Autoren und Darsteller der einschlägigen DDR Judo- Literatur, die bis heute noch wissenschaftlich fundiert, ein Kompendium des Judo und inzwischen eine Rarität geworden sind. Den einen oder anderen auch Trainerkollegen nennen zu dürfen, ist ein Ausdruck persönlicher Wertschätzung.
Erwähnen möchte ich auch mehrere Lehrgänge bei Klaus Hahnelt. Einblicke in das sprichwörtliche traditionelle Judo eröffnete mir Frank Thiele, der nicht nur ein Schüler Hiranos war, sondern ihn auch in seinem Haus aufnahm. Diese Einblicke machten mich noch reicher und vermittelten mir, als damals Träger des 3. Dan, zuweilen den Eindruck, dass ich Judo noch einmal von vorn lernen würde. Plötzlich war vieles einfacher und effizienter. Durch Geheimnisse, die man keiner Bildfolge oder einer Textbeschreibung entnehmen konnte. 2003, 2004 und 2006 fuhr ich als Coach mit unseren wirklich wettkampfstarken Jugendlichen jeweils zu einem mehrtägigen internationalen Turnier mit anschließendem Trainingslager ins schwedische Lund – dem Lugi-Budo-Camp. Interessant war nicht nur die Bekanntschaft mit indischen Wettkämpfern. Am meisten profitierten wir von der internationalen Trainer-Schar wie ehemaligen französischen und britischen Nationaltrainern, die das Team um Michel grandios organisierte.
Wir Deutschen steuerten auch einmal Hans Müller-Deck nach seiner Zeit als österreichischer Nationaltrainer und Dr. Wolfgang Streso bei. Um international zu bleiben, ergab sich eine bis heute anhaltende Freundschaft zum südafrikanischen Judoverband. Und wenn das Reisen wieder gefahrlos wird, hoffe ich, dass unserer regelmäßigen Besuche wieder aufleben können. Jetzt höre ich lieber auf mit dem Artikel. Aber Judo zu entdecken und zu entwickeln wird nie aufhören.
Auch für mich nicht. In diesem Sinne – domo arigato!